Die Zeit, die übrig bleibt

Ein Abend mit Éva Fahidi

nach

Die Ermittlung von Peter Weiss

Dokumentartheater

Als vorläufiges Ergebniss einer intensiven, zweijährigen Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex habt Sven Hartlep zusammen mit ÉVA FAHIDI einen Abend kreiert, im Rahmen dessen diese – gemeinsam mit dem Publikum – ihre Leibspeise Apfelmus zubereitet und DIE ZEIT, DIE ÜBRIG BLEIBT dazu nutzt, von 60 Jahren Schweigen zu erzählen sowie sich den Fragen der Anwesenden zu stellen. Dabei verschmelzen das Gespräch mit Éva Fahidi und die theatrale Monologstücke von Die Ermittlung von Peter Weiss zu einem poetisch-dokumentarischen Theaterabend, der den Sinn des theatralen Ereignisses im Potential zur sinnlichen Begegnung verortet.

„Nach einem Schweigen von fast sechzig Jahren ist es mein Lebensziel geworden, die Erinnerung an Auschwitz-Birkenau nicht auslöschen zu las- sen. Für die Zeit, die noch übrig bleibt, ist das eine würdige Aufgabe.“

ÉVA FAHIDI

© L. Hartai

BIS ZUM ABEND MÜSST IHR EUCH VERSÖHNEN

Essayfilm

Bis zum Abend müsst ihr euch versöhnen konzentriert in 11 Sequenzen, 11 Sprachen und 11 Gesichtern junger Menschendie Quintessenzen der 11 Gesänge aus Peter Weiss’ „Die Ermittlung“. Die dramatische Aufarbeitung der 1963 bis 1965 verhandelten „Auschwitzprozesse“ wird zu diesem Zwecke auf 11 Monodramen verkürzt, die aus Perspektiven von Tätern wie Opfern Schlaglichter auf Geschehenes werfen und auf Weissrussisch, Farsi Englisch, Deutsch, Ungarisch, Slowakisch, Italienisch, Französisch, Polnisch, Hebräisch sowie Arabisch vernehmlich werden.

mit: Aliénor Bordes, Camilla Casarotto, Zuzana Hudačková, Ekaterina Kapranova, Ewa Koc, Asta Nechajute, Johanna Werheid, Fayssal Benziane, Martin Davies, Eyal Dinar, Niklas Herzberg, Tim Isherwood, Rune Jürgensen, Hadi Khanjanpour, Péter Schmidt

Regie: Sven Hartlep / Bildgestaltung: Martin Riedmiller / Textbearbeitung: Lena Fritschle & Sven Hartlep

© M. Riedmiller 

Refugium der Zeit

Figurentheater im sakralen Raum

Wen gibt es unter uns, der nicht in seiner einsamsten Stunde von dem Wunder einer Gemeinschaft geträumt hätte, die voller musikalischer Freude wäre ohne Mauern und ohne Grenzen, frei und eigenwillig genug, um sich dem Gegenüber wieder zu nähern, um wieder etwas zu finden, dass einen verbindet und um das eigene Bewusstsein zu beleuchten? Es ist hauptsächlich das Lebendige, das Durcheinander der Beziehungen, das Innen und das Außen, das die Zeit an diesem Ort zum Erliegen bringt.

Sie sind unter uns, die, die Angst um ihren Wohlstand haben und diese als Sorge um drohenden Werteverfall tarnen. Sie sind unter uns, die, die gegen Liebe wettern, welche der eigenen nicht zu gleichen scheint. Sie sind unter uns, die, die sich jeder Veränderung verschließen und dabei lautstark pochend auf „christliche“ Werte berufen.

Doch, welche Bedeutung kann diesen noch zukommen, in einer Zeit, in der christliche Gotteshäuser allsonntäglich kaum die ersten Reihen zu füllen vermögen, Gebote für andere, doch nicht für einen selbst Gültigkeit zu haben scheinen?

Eine Gruppe junger Kunstschaffender macht sich, im Dialog mit einem uralten Gemäuer, auf die Suche nach der Essenz der „christlichen“ Werte. Ein unaufgeregter Aufruf, den Blick in kontroversen Zeiten zurück auf das Wesentliche zu lenken...

Spiel: Eike Schmidt
Regie: Sven Hartlep
Musik: Josef-Maria Pino Loibner, Jonathan Delazer & Can
Dramaturgie: Lena Fritschle
Kostüm: Hannah Ebenau
Licht: Joachim Fleischer & Emilien Truche
Betreuung: Julika Mayer

Entstanden in Kooperation zwischen: Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart / Akademie für Darstellende Kunst Baden Württemberg / cinéma des étoiles / Filmakademie Baden-Württemberg

© A. Bolick

Die Reise von A nach A

Recherchereise

Sie machen sich auf den Weg – im Juni 2013 fährt eine Gruppe junger Theaterschaffender von Asperg nach Auschwitz.
Im Gepäck: DIE ERMITTLUNG.
Unterwegs lesen sie Peter Weiss‘ dramatische Aufarbeitung der 1963 bis 1965 verhandelten „Auschwitzprozesse“ mit Mitfahrenden, zurück in Ludwigsburg lässt sie der Text nicht los – Stationen und Begegnungen in u.a. Berlin, Stockholm oder Budapest folgen. In Ungarn trifft das Team erstmalig auf die Zeitzeugin und Auschwitzüberlebende Éva Fahidi - in Berlin, Weimar und auch Auschwitz sehen sie sich wieder.

© M. Albrecht